Die Herberge

"Lunear." antwortete er knapp. Meri... Gut, nun hatte er zumindest etwas, womit er sie ansprechen konnte. Wenn er es denn brauchte... Naja, das würde sich schon ergeben. Lunear verfiel nun ins Schweigen. Er hatte ihr soweit nichts weiter zu sagen. Einen richtigen Grund gab es für sie eigentlich nicht, ihn zu nerven, weswegen er auch nicht weiter nachfragte. Sie machte sich Sorgen um ihn... Tse... Unglaubwürdig.

"Nun gut, Lunear.... ", meinte Merilana und dann seufzte sie innerlich. Was machte sie hier eigentlich? Sie sollte im Bett liegen und schlafen und nicht hier mit Jungen reden, der sich nicht für sie interessierten und der eigentlich wollte, dass sie endlich weg ging. "Dann werde ich dir den Gefallen tun und dich in Ruhe lassen, ja? Das ist es doch was du willst. Du willst, dass keiner mit dir redet und das keiner auf dich eingeht. Du willst, dass alles und jeder vor dir Angst hat. Gute Nacht.", meinte Merilana und dann stand sie auf und ging zu dem Wirt, um sich einen Zimmerschlüssel zu holen.

Was zum...? Wieso hatte sie gleich so gut sein Verhalten analysiert? Blaff blieb er erstmal sitzen. Das war überraschend... War es so offensichtlich, dass er wollte, dass jeder Angst vor ihm hatte? Dann blickte Lunear ihr nach. Die war seltsam... Seltsam genug, um interessant zu sein... Interessant genug, um als wichtiger eingestuft zu werden. "W...war...wartet... Woher wisst... Ihr sofort... was ich ursprünglich wollte...." rief er dann, mehr oder weniger vorsichtig und auch recht leise, ihr nach und blickte vollkommen durcheinander zu ihr.

Merilana nahm den Schlüssel entgegen und dann drehte sie sich zu dem Jungen um. Zu Lunear. Kurz sah sie ihn nachdenklich an, ehe sie innerlich dann doch seufzend nachgab. "Wenn du mit mir reden willst, dann folge mir auf das Zimmer. Ich werde heute Abend nicht mehr länger mit den Trunkenbolden in einem Raum sein.", erwiderte Merilana und dann ging sie die Treppe hinauf und schloss mit den Schlüssel das Zimmer auf. Sie wusste, dass Lunear viel zu neugierig war, als dass er nicht kommen würde, also ließ sie ddioe Tür einen Spalt breit offen stehen und zog dann in dem schlichten Zimmer den Vorhang zu und entzündete eine Kerze, so wie auch das Feuer.

Lunear nickte verwundert und stand dann auf. Verwirrt folgte er ihr, aber erst nach ein paar Minuten. Da hatte er doch etwas mit sich ringen müssen... Und für den Fall, dass sie etwas... verrückt im anderen Sinne war, dafür hatte er doch sein Messer und seine Magie zur Verfügung. Vorsichtig spähte er durch den Türspalt und trat vorsichtig ein. Nahezu... schüchtern. Oder eher: Eingeschüchtert. Verwirrt. Das war halt alles anders, als es in seinen Schädel passte. Und das war damit ungut. Negativ. Unbrauchbar.

Merilana saß noch immer vor dem Kamin, vor dem angezündeten Feuer. Wieder konnte man die Spiegelung ihrer Augen erkennen. Sie hörte, wie Lunear eintrat und ohne sich zu rühren sagte sie ruhig: "Schließ die Tür hinter dir, wenn du ganz eingetreten bist. Komm ruhig rein. Ich tue dir nichts. Nicht dir..."
Weiter sagte sie nichts und dann blickte sie schweigend in das Feuer hinein ohne sich zu regen. Noch ein wenig näher und sie würde ich verbrennen...

Wie gesagt, tat er es auch. Lunear schloss leise die Tür hinter sich. Sie war seltsam... Aber... Irgendwas sagte ihm, dass sie wirklich nichts böses wollte. Sein Verstand sagte es ihm. Und der irrte sich selten. Schweigend kam er näher und setzte sich ebenfalls auf den Boden. Aber doch mit einem gewissen (Sicherheits?)Abstand zu ihr. "Meine Frage... zählt noch..." murmelte er dann leise und sah sie abwartend an. Woher sie das wusste...? Es gab doch soviele andere Möglichkeiten für sein Verhalten... Für das, was er gewollt hatte.

Ja, aber wie sollte sie es ihm beantworten? Wie solte sie es ihm erklären. "Ich weiß nicht, ob du das was ich sage versteht. Ob du mit dieser Antwort klar kommst.", meinte Merilana am Anfang und dann senkte sie leicht ihren Kopf und sie blickte auf die Musterung des Holzbodens hinab. "Ich.. Ich kann sehr gut in die Seelen anderer schauen. Mehr ist es nicht. Es ist die Gabe, die man mir gegeben hat. Wenn ich mich anstrenge, dann gelingt es mir auch. Aber du bist.. ungewöhnlich. Eine Seele ist kein offenes Buch - zumindest die meisten - es sind miteinander verworrene, verschiedenmfarbene Fäden...", sagte Meriolana leiase und dann machte sie eine kleine Pause, damit Lunear das Gesagte verarbeiten konnte.

Und... was war seine Seele dann? Ein offenes Buch? Oder keines? Das war der Part, den er nicht verstand. Ungewöhnlich war er, ja. Das wusste er auch. Das wollte er auch sein... In der Masse zu leben war zu langweilig... Zu... simpel. Lunear hatte lieber das Wissen. "Und... was ist meine Seele da nun genau? Offen? Oder... was anderes?" fragte er verwirrt nach. Der Mystral blickte nun selber auch zu Boden. Oder viel mehr zu seinen Händen. Zu sehr musste er der Versuchung widerstehen, wieder sein Messer zu nehmen. Einfach zum betrachten...

Offen? Weiß Gott nicht... "Deine Seele ist ein Wollknäul auis den verschiedensten Farben von Fäden.. Es ist anstrengend auch nur eine Eigenschaft heauszufiltern. Dein Charakter ist nicht einfach und simpel, er ist vielschichtig und kompliziert....", erwiderte Merilana als Antwort. "Um es konkret zu sagen: Dich als ein offenes Buch zu beschreiben wäre eine Beleidigung, da du es garantiert nicht bist." Ihre Hand fuhr rastlos über das glatte Holz. Dort gab es eine Einkerbuing.. vielleicht hatte da mal jemand etwas fallen gelassen? Es schien rund gewesen zu sein... Es war so... Nebensächlich.

Verstehend nickte Lunear. Zumindest, dass es eine Beleidigung wäre... Aber er... Vielschichtig? Kompliziert? Er war doch nur abweisend... Und wissensuchend. "Was treibt Euch eigentlich dazu an, mir helfen zu wollen?... Ich bin doch nur ein fremder Junge..." Langsam fragen... Langsam herantasten. Dann konnte er sich besseres Bild machen von ihr. Besser vorausberechnen. Auf das Vorhergesagte ging er nicht weiter ein. Das würde vermutlich nichts bringen.

Eine sehr gute Frage, die sich Merilana bisher auic nicht beantwoerten konnte. "Ich weiß es nicht genau... Du hast etwas an dir. Und damit meine ich nicht nur deine verstrickte Seele (Ha wortWitz o.O) , sondern deine Person an sich... Vielleicht will ich auch einfach nicht, dass du durch dein Verhalten auf die gleiche schiefe Bahn gerätst, wie ich einst...", sagte Merilana und dann drehte sie ihren Kopf so, dass Lunear kurz ihr Gesicht sehen konnte. Es war ein kurzer Vertrauensbeweios ihrerseits gewesen. "Aber es ist spät... Ich hoffe, dass du es mir nicht allzu übel nimmst, dass ich jetzt ins Bett gehe. Ich bin müde.. war den ganzen Tag und fast die ganze Nacht auf den Beinen..."

Schiefe Bahn? Da fragte er jetzt nicht weiter nach - Meri wollte ja, wie sie sagte, ins Bett. Aber die Frage merkte er sich vor... "Ist... okay. Schlaft gut." murmelte er, stand dann auf und ging leise hinaus, rüber in sein Zimmer. Und wie es der Zufall war, war es genau gegenüber... Grr... Der Mystral seufzte innerlich und trat ein. Schlichtes Zimmer... So, wie er es gewollt hatte. Musste er nicht unnötig mehr zahlen. Ohne Umschweife legte Lunear sich hin und schlief dann ein. Die Nacht sollte schnell vorrüber sein, damit er Meri weiterbefragen konnte...

"Danke.", meinte Merilana noch und dann schloss sie die Tür hinter Lunear und setzte sich auf die Bettkante. Einige Zeit saß sie einfach nur da, ehe sie ihren Umhang ablegte und sich dann ins Bett legte und einschlief. Sie träumte in dieser Nacht einmal mehr von den Leichen ihrer Familie. Einmal mehr sah sie diese leblosen Körper von denen keiner wusste warum sie eigentlich tot waren. Es war schrecklich und als Merilana am Morgen aufwachte blendete sie die Sonne.
Sie zog eilig ihrem Umhang über und zog die Kapuze ins Gesicht. Danach schnappte sie sich ihren Schlüssel und ging schnellen Schrittens zum Wirt, um ihm diesen zu geben. Mit einem Teller Rührei und einem Krug Milch setzte sie sich dann an einen der abgelegenen Tische und fing an zu frühstücken. Immerhin musste sie noch auf Luneatr warten.

Lunear schlief gute zwanzig Minuten länger als Merilana. So, wie er es wollte - traumlos. Träume waren ebenfalls nicht zu gebrauchen. Sein Unterbewusstsein arbeitete da prima mit. Selten träumte er mal. Selten begab Lunear sich in eine nie sich erfüllende Traumwelt, und tat dort irgendwelche Dinge, von denen er beim Aufwachen sich fragte, ob er bekifft sei, um sowas zu tun...
Langsam stand der Junge erst auf und wuschelte sich leicht durchs Haar. Danach schüttelte er heftig mit dem Kopf, dann lagen sie halbwegs gewollt. Lunear begab sich nun nach unten, aber gemächlich - er hatte ja Zeit - und setzte sich dann ohne Worte zu Meri. Zwar kannten sie sich kaum, aber... es machte ihr sicherlich nichts. Zumal er immer noch ein paar Fragen hatte.

Als sich Lunear zu Merilana setzte war die Elfe gerade satt. Es war noch etwas mehr als die Hälfte übrig. Da es Schade um das Essen wäre sah sie den JUngen fragend an und schob den Teller leicht zu ihm hinüber. "Möchtest du den Rest? Ich kann nicht mehr...", meinte sie erklärend und sah Lunear auffordernd an. Als Elfe brauchte sie nicht so viel essen. Außerdem durfte sie nicht zu viel wiegen, da sie sonst nicht mehr so wendig wie jetzt war und das brauchte sie für ihre Arbeit., Sie musste gut klettern, springen und kämpfen können und für das alles brauchte man wendigkeit und eleganz. Etwas, was sie bei zu viel Essen verlieren würde.

Konnte er da ablehnen? Wohl kaum... So sparte er zumindest noch sein weniges Geld! Ein Grund mehr, es sogar anzunehmen. "...Gerne..." murmelte er weiterhin ruhig, schüchtern. Sonst war er doch auch nicht so... Aber Meri war eben... seltsam. Da durfte er sich auch seltsam verhalten! Das war dann gerecht! In völliger Ruhe aß der Junge, noch immer auch etwas zurückhaltend. Er wollte keinesfalls gierig erscheinen. Das sorgte nur für einen falschen Eindruck. Den er nicht gebrauchen konnte. Nachdem er auch fertig war, war wirklich alles verbraucht. "[colot=darkblue]Ich würd' gerne auf gestern nochmal zurückkommen... Wieso wollt Ihr nicht, dass ich auf solch eine schiefe Bahn gerate? Ich bezweifle, dass ich dorthin kommen werd'... Ich fixiere mich auf Wissen.[/color]" fing er an. Das Letzte als kleine Aufklärung, wieos er dies bezweifelte. Mit Wissen konnte er wohl kaum auf die schiefe Bahn geraten, oder?

//So naiv... Aber ich war auch Mal so. Jeder war einmal so. Aber trotzdem ist er einigen Vorraus...//, dachte erilana, während sie ihn betrachtete und versuchte die Worte zu formulieren, mit denen er es Lunear erkären konnte. "Selbst mit Wissen kann man viel anstellen. Zu viel Wissen kann schaden.. falsches Wissen kann schaden. Die Wege mit denen man an Wissen kommt können schaden.", meinte Merilana und sie stützte ihren Kopf auf einer Hand ab und betrachtete Lunear wieder eingehend. Durchlöcherte ihn mit Blicken. Versuchte weitere Dinge seiner Seele zu entschlüsseln.

Daran hatte er noch nicht gedacht... Wissen war für ihn Wissen. An solche Methoden, was er damit genau anstellen konnte, hatte er noch nicht gedacht. Lunear hatte sich einfach bilden wollen. Weg von Emotionen. Weg von unnötigen Gewaltakten. "Oh... An sowas hatte ich... nicht gedacht." gab er kleinlaut zu. Das war schon etwas beschämend, dass er das nicht gewusst hatte! "Dann sollte ich künftig dabei wohl aufpassen... Bevor ich irgendwo hineingerate..." Mit dem Wissen hatte er ja schon etwas vor. Für seine Zwecke. Aber sobald die Zeit reif war. Sobald er alles Mögliche hatte, um das in die Tat umzusetzen. "Wieso wollt Ihr mich denn davon abhalten? Das ich auf die schiefe Bahn gerate? Das will mir noch nicht in den Kopf kommen..."

"Das geht schneller als du es dir vielleicht vorstellst. Nicht jedem kann man ansehen, ob er zu den 'Guten' oder den 'Bösen' gehört. Außerdem gibt es auch sehr viele Graustellen.... Es gibt die schuldigen Leue, die dir Wissen von Lichten Dingen vermitteln können und vermeidliche unschuldige Leute die dir das Wissen der Dunklen geben.", meinte Merilana und sie dachte an ihren kleinen Ausflug in die Magie. Keine schönen Erinnerungen...
Aber warum half sie ihm? "Die Frage kann ich dir nicht... direkt beantworten. Zum einen finde ich, dass sso etwas besonderes, wie du nicht in schlechte Gesellschaft geraten sollte und zum anderen... Erinnerst du mich an einen meiner Brüder...", sagte Merilana dann leise. Sie sagte nicht, dass sie ihre Brüder vermiste und keiner wusste wo sie waren. Das waren zu viele Informationen.

Umso schwerer war es...? Nicht gut... Wenn er sich niemals sicher sein konnte, wer ihm was für Wissen mitteilen wollte... Selbst bei Merilana konnte er sich eigentlich unsicher sein. Aber irgendwie war er es nicht... "Hmpf..." machte er leise. Er? Was besonderes? Abnormal eher, würde er sagen. Und er erinnerte sie an die werte Familie? Damit verstand er es schon am ehesten. Der Familie wollte man - in der Regel - nur Gutes tun. "Dann... freu' ich mich irgendwie, dass Ihr mich gestern angesprochen habt. Zwar geht das gegen das Meiste von dem ich überzeugt bin, aber es stört mich irgendwie... nicht." gab er zu.

Das war wohl eine ganz schöne Kehrtwendung. Erst wollte er, dass sie bloß ganz weit weg von ihm war und dann war er froh darüber, dass sie ihn angesprochen hatte. Manchmal fragte sich Merilana wirklich, wie sie es immer hinbekam. Aber es schien instinktiv zu sein. Wenn sie wollte, dass er selbst entschied und er selbst wollte, dass sie blieb, dann war es auch so. Im Moment wollte sie genau das. Sie wollte ihn nicht manipulieren, damit er sie so annahm, wie sie war. Sie wollte sein wahres Ich haben. "Darf ich fragen, was du jetzt vor hast? Ich muss nämlich zu einer größeren Stat. Irgendwohin, wo ich einen Brief abschicken kann." //Und mein Geld bekommen kann.//

"Ich hatte hier versucht, etwas Ruhe zu gewinnen... Ich war bisher nur am Wissen suchen gewesen. Pläne habe ich nicht... Vielleicht kann ich ja einfach mitkommen...? So finde ich etwas mehr zumindest über das Land heraus. Und das ist doch auch etwas Wissen." Lunear zuckte zusätzlich leicht mit den Schultern. Ihm war es mehr als recht, wenn er mitkommen durfte... Nachdem er nun etwas... offener ihr gegenüber war. Da konnte er doch mitkommen und sich so seine Zeit vertreiben. Und mehr über diese Frau erfahren. Sie war ja seltsam... Und interessant.

"Meinetwegen kannst du das. Solange du nicht zu auffällig wirst.", meinte Merilana. Das war ihre einzigste Furcht, jedoch wusste sie ja, dass Lunear eher alle von sich weg haben wollte. "Aber bei dir mache ich mir da keine so großen Sorgen...", meinte Merilana gleich hinterher. Sie saß noch eine Weile da und dann schob sie ihren Stuhl leicht zurück.
"Nun gut, wollen wir dann mal los? Dann können wir noch vor Abend in der nächsten Stadt sein.", schlg Merilana vor und stand dabei auf.

Fast schon freudig nickte er. Gruselig... Wie er sich verhielt... "Ja. Umso schneller wir losgehen, desto besser..." Im Freien wollte er nicht wirklich übernachten. Da war die Gefahr eines Überfalls viel größer. Und er konnte sich nicht wirklich wehren... Das etwas Magie und das Messer... Mit der Mondmagie war er zwar stärker, doch dafür reichte es gewiss nicht. Niemals im Leben... "Wohin denn eigentlich?" Die Städte kannte er zwar nicht, aber so konnte er gleich einen Stadtnamen lernen... Wenn es auch sinnlos war.